Die Geschichte der freien Bergstadt Eibenstock

4./5. Jahrhundert
Das Gebiet um Eibenstock ist vor der Völkerwanderung vermutlich Siedlungsraum germanischer und danach slawischer Stämme. Sehr wenig weist darauf hin, daß dieses Gebiet vor dem 12. Jahrhundert intensiv besiedelt gewesen ist (siehe auch Die Besiedelung von Eibenstock ). Saumpfade querten den Böhmisch-Meißnischen Grenzurwald (Miriquidi). Der Weg vom Hartmannsdorfer Forst (Salzstraße) durch die Eibenstocker Wälder zum Wildenthaler und Frühbusser Pass gehörte sicherlich dazu.

1150
Der Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) kauft das Gebiet, ein Teil der bayrischen Ostmark. Eibenstock gehört zur sogenannten "Herrschaft Schwarzenberg".

um 1200
Oberfränkische Siedler aus dem Raum der Pegnitz siedeln sich an und übertragen Ortsnamen aus dem Herkunftsgebiet in den neuen Siedlungsraum (Auerbach, Hartenstein, Affalter, Thalheim, Lauter, Krottensee, Weiler Eibenstock).

1215
Friedrich II., Sohn Barbarossas, schenkt das Gebiet dem böhmischen König Ottokar.

1378
Eibenstock (Ybenstock) wird erstmals urkundlich erwähnt. Zinn wird durch "Seifen" (Auswaschen aus Bachgeröllen) gewonnen.

1378-1425
Als Grund- und Lehnsherren treten die Burggrafen von Leisnig und 1452-1533 die Grafen von Tettau als die Herren von Eibenstock auf.

1533
Der sächsische Kürfürst Johann Friedrich der Großmütige kauft die Herrschaft für 207.000 Gulden, Eibenstock wird zum Marktflecken der Herrschaft Schwarzenberg.

1537
Die Herstellung von Weißblech beginnt. Das Nürnberger Metallzentrum verstärkt den Eisen- und Zinnabbau um Eibenstock. Der einmalige Silberglanz des Zinns führt zum Handel bis nach Venedig.

um 1550
Die erste Eibenstocker Schmelzhütte entsteht. Eibenstock bekommt das Stadtrecht verliehen und nennt sich "Kurfürstlich Sächsische Freye Bergstadt" mit Sitz eines Bergamtes und Bergamtsrevieres. Schönheider Hammer, Muldenhammer u.a. verarbeiten Eisenerz zu Stäben, Blechen, sowie zu Halb- und Fertigerzeugnissen.

um 1556
Die erste Stadtkirche mit dem heute noch erhaltenen tulpenförmigen, barocken Taufstein und lebensgroßen Kruzifix aus Eibenholz wird errichtet.

ab 1760
Der Eibenstocker Bergbau erlischt. Der damalige Bergbau ist heute noch in Form von Schürfgräben, Stolleneinbrüchen und Pingen erkennbar.

1771-1773
Viele Menschen sterben durch Hungersnöte und Arbeitslosigkeit in Eibenstock sowie im gesamten Westerzgebirge.

1775
Clara Angermann, eine in einem polnischen Kloster aufgewachsene Fürstentochter, kommt nach Eibenstock. Sie führt das Tambourieren (Sticken mit der Häkelnadel) in Eibenstock ein und wird somit zur Begründerin der Eibenstocker Perl-, Seiden-, Flitter- und Buntstickerei.

um 1850
6 Stickereihandlungen und 100 Faktoreien bestehen in der Stadt.

1857
Die erste Stickmaschine wird aufgestellt. Aus den Manufakturbetrieben entsteht die Stickereiindustrie.

1862
Ein verheerender Stadtbrand verwüstet Teile von Eibenstock, auch die Kirche wird vernichtet.

1864-1868
Die Stadtkirche wird als dreischiffige neoromanische Hallenkirche neu errichtet. Sie ist heute die größte Kirche ihrer Art im Regierungsbezirk Chemnitz und eine der bedeutendsten in Sachsen.

1870
Eibenstock erhält an der Eisenbahn-Normalspurstrecke von Chemnitz nach Adorf den späteren unteren Bahnhof. Zur Stadt besteht Postkutschenverbindung.

um 1900
Eibenstocker Stickereierzeugnisse beherrschen den Weltmarkt. In der Stadt wird ein amerikanisches Konsulat eingerichtet.

1904
Mit dem Bau der steilsten Normalspurbergbahn in Deutschland zwischen Eibenstock unterem Bahnhof und Eibenstock oberem Bahnhof wird begonnen.

1905
Die Eisenbahnverbindung wird am 2.Mai eingeweiht.

1907
Im Jugendstil wird das neue Rathaus errichtet. Es ist heute eines der schönsten in Sachsen. Sehenswert sind die Bleiverglasungen im Treppenhaus.

1914-1945
Beide Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise schwächen das Gewerbe und laden den Menschen der Stadt große Lasten auf.

ab 1945
Der Wismutbergbau schafft Arbeit und vorrübergehend kommt es zu bescheidenem Wohlstand. Die Stickereiindustrie belebt sich allmählich, die "PGH Sticktex" und die "PGH Eibenstocker Buntstickerei" entstehen.

1972
Beide Betriebe werden volkseigen.

1974
Die Trinkwassertalsperre Eibenstock wird erbaut. Sie ist die zweitgrößte im Osten Deutschlands (ca. 71,4 Mio m³ Wasser, 77 Mio m³ Stauraum, 350 ha Fläche) und versorgt 1,2 Mio Menschen im Ballungsgebiet Zwickau-Chemnitz mit Trinkwasser. Durch den Bau muß die Eisenbahnlinie Eibenstock unterer Bahnhof - oberer Bahnhof sowie die Verbindung zwischen Blauenthal und Schönheide Süd stillgelegt werden.

1989
Im Zuge der wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen im Osten Deutschlands werden aus den "Volkseigenen Betrieben" Kapitalgesellschaften. Noch sind die Schwierigkeiten aus der Marktwirtschaft für viele Menschen bedeutend. Eine gewisse Stagnation ist noch nicht überwunden.

Die Entwicklung eines kräftigen Gewerbes und eines sanften Tourismusgewerbes in Zusammenarbeit mit den Kommunen der Fremdenverkehrsgemeinschaft Auersberg ist die Perspektive für die Region.

Quelle: Stickereimuseum Eibenstock


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